Pressebericht Neuseeland zum vierten

Von Jens Demarczyk
Auckland. Das Wunder von Mystery Creek: „Das war ein denkwürdiges Jubiläum“, atmete Hobby-Pilot Michael Kahlfuss (43/Möser) nach der Zieldurchfahrt bei der Neuseeland-Rallye tief durch. Seinen 25. Start bei einem Weltmeisterschaftslauf hatte er sich eigentlich anders vorgestellt.
Nach dem spektakulären Abflug am Freitag (Volksstimme berichtete) landete Kahlfuss mit seinem Co-Piloten Ronald Bauer (37/Neumark) auf dem 34. Platz von insgesamt 44 gestarteten Autos. Die Veranstalter notierten nach 17 Wertungsprüfungen, von denen die beiden einzigen deutschen Starter drei gar nicht und eine nur zum Teil fahren konnten, den 23. Platz ihrer Gruppe N für seriennahe Fahrzeuge.
Souveräner Sieger des vorletzten Laufes zur Rallye-WM wurde der Finne Marcus Grönholm auf Ford Focus. Der Weltmeister von 2002 gewann allein zwölf Prüfungen, vor seinem Landsmann Mikko Hirvonen (ebenfalls Ford) und dem Österreicher Manfred Stohl (Peugeot 307). Nach 27 Jahren (!) sicherte sich Ford damit vorzeitig die Hersteller-Weltmeisterschaft.
Auch die Deutschen ernteten viel Anerkennung für ihr Ergebnis. „Die Rallye-Regel gestattet es, mit unserem repariertem Auto weiterzufahren“, erklärte Kahlfuss. Sie besagt, dass bei einer nicht beendeten Prüfung automatisch fünf Strafminuten, ausgehend von der Zeit des Besten der Gruppe N, hinzuaddiert werden. So kamen 20 Strafminuten für die vier nicht absolvierten Prüfungen am Freitag zusammen.
Dennoch: Dass bei einer Rallye immer mal Unmögliches möglich ist, erfuhr Kahlfuss ausgerechnet bei seinem Jubiläumsrennen. „Bis 2 Uhr in der Nacht haben wir gearbeitet und es funktionierte dann alles wieder“, freute sich Mechaniker Daniel Steinhoff (Schierke). Sein „Schrauber“-Kollege Jörg Wagner (Groß Gerau) organisierte fehlende Karosserieteile, die wie auch Front- und Heckscheibe ausgetauscht wurden.
Dirigiert von Chefmechaniker Harald Firus (Zwönitz) halfen sogar Mechaniker anderer Teams mit, den stark ramponierten Mitsubishi Lancer Evo 6 wieder renntauglich zu machen. Zwölf Leute waren 13 Stunden am und im Auto beschäftigt. Co-Pilot Bauer stellte am Sonnabend morgen trocken fest: „Das Auto sieht nicht schön aus, aber es fährt!“
Die Zeitenjagd am Abschlußtag erledigte Kahlfuss gewohnt ehrgeizig. „Es ist eine Sensation“, strahlte er bei der Siegerehrung nach insgesamt 1.354,26 Kilometern am Sonntag Nachmittag.
Eindrucksvoll dokumentierte das ihn begleitende MDR-Team den spektakulären Unfall vom Freitag. Bord-Kamera und -Mikrofone hielten die Szenen und den ersten Wortwechsel der nervenstarken Kahlfuss und Bauer nach dem mehrfachen Überschlag fest: „Alles klar bei Dir?“ „Ja, sicher…!“

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